Aus der Geschichte des Dorfes Mümling-Grumbach

Anw_Strömann 1958Am 5. Juni 2010 feierte Mümling-Grumbach sein 700-jähriges Jubiläumsfest und im Folgenden sollen punktuell markante historische Gegebenheiten und Entwicklungsschritte aufgezeigt werden. Die Darstellung orientiert sich an bereits erschienen Berichten, die in der Fußnote angegeben sind.

Name des Dorfes an der “Mömling”

“Die früheste Erwähnung des Ortsnamens Crumbach findet sich in einer Urkunde vom Jahre 1305. Am 29. September dieses Jahres verkauften Otto von Crumbach und seine Söhne Heinrich und Arreus und ihre Erben ihre Vogtei im Dorf Höchst und den dazugehörenden Dörfchen mit allen Gütern und Rechten.

Ob es sich bei dem in der Urkunde genannten Crumbach um das Dorf Mümling-Grumbach handelt, ist umstritten. Für Mümling-Grumbach als Sitz der Herrn von Crumbach spricht jedoch eine Urkunde aus dem Jahre 1314. Damals war Otto von Crumbach gestorben. Seine Söhne Heinrich und Arreus verkauften am 5. Januar 1314 ihrer Vogtei in Hoeste mit allen dazugehörigen Dörfchen an das Kloster Höchst für 250 Pfund Heller. Bestätigt wird der Verkauf in einer Urkunde vom 11. März 1314.

Darin sind alle zur Vogtei des Otto von Crumbach gehörenden Orte aufgezählt. Es sind Höchst, Crumbach, Ober-Höchst, Dusenbach, Pfirschbach, Annelsbach und Hummetroth. Die Vogtei bildete demnach einen geschlossenen Bezirk um Höchst. Aus dieser in sich geschlossenen Vogtei, Mümling-Grumbach als Sitz des Otto von Crumbach ausklammern zu wollen und es durch das im Gersprenztal liegende Fränkisch-Crumbach zu ersetzen, würde dem Sinn der Urkunde widersprechen. Mümling-Grumbach war sicher der Mittelpunkt der nach ihm genannten Vogtei des Heinrich von Crumbach.

Der Ort gehörte bis 1806 zur Herrschaft Breuberg. Am 31. Dezember 1971 schloss sich Mümling-Grumbach anlässlich der Gebietsreform in Hessen freiwillig der Großgemeinde Höchst im Odenwald an.[2] “**1)

Klosterhof:

Bis zum Jahre 1806 war Mümling-Grumbach Bestandteil der Herrschaft Breuberg, und die bestimmenden Kräfte waren die Herren von Breuberg und ihre Erben, vor allem die Grafen von Wertheim. Sie galten besonders “als Schützer und Schirmer” des Nonnenklosters in Höchst mit all seinen Besitzungen.* 2)                                                                                                       In Mümling-Grumbach hatte das Kloster ein großes Anwesen, den Klosterhof mit einer Getreidemühle. Das Wasser der Mümling und der heute zugeschüttete Mühlgraben, ein angelegter Seitenarm  der Mümling, ermöglichten das Betreiben eines Mühlrades. Die Mühle war schon im Mittelalter eine wichtige Säule nicht nur für die Versorgung des Dorfes Mümling-Grumbach, sondern auch des Nonnenklosters in Höchst. Die Einwohner von Mümling-Grumbach waren sowohl den Herren auf der Burg Breuberg als auch dem Nonnenkloster in Höchst gegenüber abgabepflichtig. Die Wasserkraft der Mümling erlaubte es, dass im 18. Jahrhundert eine Schneidmühle angegliedert werden konnte und im 19. Jahrhundert eine Ölmühle. Nach 1780 kam der Klosterhof in den Besitz  der Familien Lien und Lust. Heute ist das Anwesen im Besitz der Familie Paul Strömann, Nachkommen der Familie Lust. Die folgenden Fotos stammen aus den Jahren 1931 und 1958 und zeigen das sich aus dem Klosterhof  enwickelte Anwesen Lust/Strömann.

 

Anw_Strömann 1958

1958, ehemalige Klostermühle, heute Strömann, heute Mümling-Grumbacher Straße 33-

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Klostermühle 1931, Foto aus dem Familienbesitz der Familie Strömann

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An dem Anwesen Orth vorbei führt heute der Mühlweg., heute Mühlweg 1

Mühlgraben 1909

Alte Mümlingbrücke, hinter dem Wehr verlief der Mühlgraben

Historische Bergkirche und Matronenstein

Von Höchst oder Bad König kommend sieht man von weitem die historische  Bergkirche. Sie wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Dafür sind die beiden Wappen der Duborner und Weinsberger am gotischen Eingangsportal steinerne Zeugen. Der Turm ist mit Sicherheit 100 Jahre älter – ein mächtiger quadratischer Wehrturm. Bekannt ist die Kirche für ihr Matronenrelief, das aus dem 2.Jhdt. n.Chr. stammt.  Man nimmt an, dass sich auf dem heutigen Kirchberg ein keltisches Kultheiligtum befand.*3) Am Aufgang zur Bergkirche steht das Ehrenmal für die Gefallenen im Ersten und Zweiten Weltkrieg und am Eingang in die Kirche ein Denkmal für die Gefallenen im Deutsch- Französischen Krieg 1870/71.

Kirche_Winter-Frühjahr V 30.03.09 Grumbach Bergkirche 051

Das Dorf vor dem 30-jährigen Krieg

Bei H.W. Debor lesen wir*4): Das Dorf war ein harmonisches Ganzes, denn es besaß eine Kirche, einen Gutshof, eine Mühle und eine Schäferei…. Mittelpunkt für die Siedlung war Höchst mit der Pfarrkirche und der Klosterverwaltung …… 1564 hatte das Dorf 27 Häuser. Die Dorfangelegenheiten  – Wahl eines Gemeinderechners, des Hirten und Schäfers, die Aufrechterhaltung in der Flur, an den Brunnen und Wegen – regelte das örtliche Haingericht……. Die eigentliche Behörde war der Centgraf/Centschultheiß in Höchst und das herrschaftliche Amt am Breuberg mit seinen erbachischen und löwensteinischen Beamten. In Höchst saß neben dem Centgraf noch ein Schultheiß, dessen Aufgabe es war, die Abgaben von den Bauern einzusammmeln. Der Centgraf stand dem Centgericht vor…….. Die Einwohner waren meist Bauern…… Nach dem “Salbuch” von 1557 unterhielt die Gemeinde eine Schafweide und zahlte der Herrschaft dafür 6 Malter Hafer. ….Zu einem Dorf gehörte auch eine Dorfschenke. Ältester bekannter Wirt ist Linhart Hofferbert, der ab 1553 nachweisbar ist. Kurz vor dem 30-jährigen Krieg gab es sogar zwei Wirte in Mümling-Grumbach. Es waren Weinschenken, denn Bier wurde damals im Breuberger Land noch nicht ausgeschenkt.” Als Namen werden genannt Contz Lang. Er war von 1611 bis 1615 Wirt, der nächste Wirt hieß Endres Lang. Er war von 1618 bis 1635 Wirt.

Das Dorf um 1900

Der folgende Text ist  eine Zusammenfassung des Textes von Heinz Reitz  “Mümling-Grumbach um 1900” in der Chronik “700 Jahre Mümling-Grumbach” auf den Seiten 94/95.2) Mümling-Grumbach besaß um 1905 679 Einwohner. Das Dorf erstreckte sich in der Hauptsache entlang der “Gasse” und der Beinegasse quer durch das Mümlingtal. Ansätze einer Besiedlung gab es in der heutigen Forsthaus- und Schulstraße und der Heilbronner Straße. In der südlich gelegenen Hofferberthsmühle wurden Holzdrähte hergestellt, die in der Streichholzindustrie benötigt wurden. Im Norden liegt die Hackenfabrik Lien/Lutz, ehemals eine Schleifmühle. Es gab eine eigene Großherzogliche Bürgermeisterei. Kirchlich wurde das Dorf vom Pfarramt Höchst mitbetreut, die Gendarmeriestation war in Bad König und das Kreisamt in Erbach. Die Menschen ernährten sich zu großen Teilen aus Erträgen der Landwirtschaft. In Grumbach gab es zwei bzw. drei große bäuerliche Betriebe, die ihre Feldarbeit mit Pferden erledigten. Es gab auch eine Reihe kleiner landwirtschaftlicher Betriebe, die mit weniger Feld und einer oder zwei Kühen als Zugtiere ihre Äcker bestellten. Daneben gab es eine große Zahl von Familien, in denen das Handwerk oder der Tagelohn, neben der kleinen Landwirtschaft, die Basis der Familienernährung bildete. Diese Familien hatten mehrere Ziegen, vielleicht sogar ein Schwein. Hühner und “Stallhasen” wurden als Haustiere gehalten. In den Fluren der Gemarkung wurden 120 ha als Ackerland und 46 ha als Wiesenland, 317 ha als Forst und 5 ha als Siedlungsfläche genutzt. Auf dem Ackerland wurden angebaut: 5% Weizen, 18% Roggen, 41% Kartoffelen und 46% Futterpflanzen. Nach einer Zählung aus dem Landesadressbuch des Großherzogtums Hessen bezeichneten sich 1905  von den Familienvorständen 11% als Landwirte, 17% als Tagelöhner, 21% als Handwerker, 13% als Krämer, Händler oder Wirte und  10% als Arbeiter. Durch den großen Bedarf an Buntsandsteinen zu Bauzwecken im Ausbau der Großstädte oder bei Verkehrsbauten seit den Jahren nach 1870 hatten mehrere Sandsteinbetriebe ihre Blütejahre, auch in Grumbach, erlebt.

Hauptstr. uralt - Kopie

“Gasse” Richtung Bundesstraße, Foto aus dem Familienbesitz der Familie Wölfelschneider

Haus_0008

“Gasse” Richtung Mümlingbrücke

Haus_03 - Kopie

“Gasse” in Richtung Bahnhof, links das alte Firmen-Haus der Familie Fuhr

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Ehemalige Firma Fuhr mit Gaststätte, Foto aus dem Familienbesitz Zentgraf

Firma Hofferberth

Hofferberthsche Mühle, gelegen an Abzweigung des Mühlgrabens im Süden des Mümlingverlaufs, umgebaut zu einer Holzdrahtfabrik u.a.,heute Mühlweg 23/24

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Um 1930 Dorfschmiede Thierolf, Foto aus dem Familienbesitz von Helene Steiger, geb. Thierolf, heute  Mümling-Grumbacher Str. 30

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Schreinerei und Wohnhaus der Familie Klein, Mümling-Grumbacher Str.13, Foto im Privatbesitz der Familie Klein, heute Mümling-Grumbacher Str. 13

Bäckerei und Kolonialwaren Peter Trippel

Bäckerei und Kolonialwaren Peter Trippel, heute Wölfelschneider, Foto aus dem Familienbesitz von Käthe Wölfelschneider, geb. Trippel, heute Mümling-Grumbacher Str.28

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Ehemaliges Gasthaus “Zum Engel” um 1920, heute Haus Ludwig, heute Mümling-Grumbacher Str.51

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Gasthaus Stockert, Schröder 1831, Heckmann, Foto aus dem Familienbesitz von Willi Heckmann, heute Heilbronner Str. 11

Hauptstr. uralt - Kopie

Landwirtschaft, Foto aus dem Familienbesitz der Familie Wölfelschneider

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Beinegasse, Foto aus dem Privatbesitz der Familie R. Großmann

Haus_0002 Haus Geier, Mlg.-Grb. Straße 17

Familie Geier, Foto aus dem Familienbesitz von Johann und Hilde Paul, heute Mümling-Grumbacher Str.23

Haus_02a

Familie Hofferberth, Foto aus dem Familienbesitz  Horst Hofferberth, heute Mümling-Grumbacher Str.43

Familine_01

Haus in der Gasse, Foto im Familienbesitz von Helene Steiger, geb Thierolf, heute Mümling-Grumbacher Straße 30

Gasthaus - Zum Lowen - Hofferberth

Gatshaus Zum Löwen, Forsthausstraße 36, Hofferberth

 

 

2017 Gummiwerk Odenwald

Gummiwerk Odenwald an der alten Mümlingbrücke

2017 JPG Haus Daum -Philipp Reeg1925 - Kopie

Ehemaliger Bauernhof der Familie Reeg, Marktplatz 3, heute Wohnhaus Ulrich Bausch

Haus-Daum--Philipp-Reeg - Kopie

Familie Philipp Reeg, Marktplatz

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Mümling mit Wehr und alter Brücke

Alte Bergkirche 001

Bergkirche

 

Im 18. Jahrhundert wurde zwischen der Hofferberthschen Mühle im Süden und der Lustschen Mühle im Norden der MÜHLGRABEN, eine ABZWEIGUNG der MÜMLING, eingerichtet. Sein Wasser trieb die Mühlräder der beiden Mühlen (Mahlmühle, Ölmühle, Schneidmühle) an. Gleichzeitig entstand zwischen der Mümling  und dem Mühlgraben DIE INSEL. Sie wurde von den damaligen Besitzern (Siehe Plan!) als Garten und Wiese genutzt. (Siehe Foto!)

In der zweiten Häfte der siebziger Jahre unseres Jahrhunderts wurde der Mühlgraben bei der Flurbereinigung zugeschüttet: Der südliche Teil der Insel blieb als Kleingartenanlage und Wiese mit Obstbäumen u.a. erhalten (Besitzer Fam. Orth). Der nördliche Teil bildete den Raum für die Buswartehäuschen und den Spielplatz (Gemeinde als Besitzer).

 

2018 verkaufte Familie Orth ihren südlichen Teil an die Gemeinde Höchst.

Dieser Teil soll nun zu Mehrgenerationenpark umgewandelt werden. Alle Grumbacher Büger/innen können und sollten Ideen dazu einbringen.. (Siehe Plakat!!!!” Ideen für den Mehrgenerationenpark” – Wasser erlebbar machen. )                                                             Leitgedanken, Ideen, Vorschläge etc. sollten für ein friedliches Miteinander stehen.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Winterbilder II hinter der Gasse, Kirche, Stutz, Beinegasse 006 - Kopie

Foto: Ilse Schmauß, 2010

Mlg.-Grb. heute 3 019

Foto: Ilse Schmauß

Bitte nehmen Sie unsere Chronik “700 Jahre Mümling-Grumbach” und lesen Sie dort den Artikel “Die Entwicklung von 1945 bis 2010”, S.272 ff. Im Beitrag “Grumbach, gestern und heute” der homepage sind weitere Informationen zu finden.

Mlg.-Grb. heute 3 131

Foto: Ilse Schmauß

Zum Mühlgraben (Exkurs)

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Ehemalige Hofferberthsche Getreidemühle, Südansicht der Mühle mit Mühlgraben, Foto: Leonhard Weichel, heute Mühlweg 23/24

Der Mühlgraben war ein angelegter “Nebenarm” der Mümling. Er sollte das Wasser zum Betreiben für die an ihm gelegenen Mühlen liefern.  Er begann am Großen Wehr vor der Hofferberthschen Mühle im Süden, speiste das Mühlrad der Hofferberthschen Mühle und danach das Mühlrad der Lustschen Mühle, floss weiter in den Klostermühlenhof und wurde in Höhe des heutigen Gartens Nürnberger in die Mümling zurückgeleitet. Im Zuge der Flurbereinigung zwischen 1975 und 1980 wurde er zugeschüttet. Die dadurch entstandene Insel verschwand, und heute erinnert noch der Mühlweg an die Mühlen und den Mühlgraben.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        

                                                                                                                                                                                                                  

1, Situationsplan der Lust u. Hofferbertchen Mühle v. 1856

Situationsplan der Lustschen (Klostermühle) und der Hofferberthschen Mühle von 1856

10, Plan über den Mühlgraben u. Wassertriebwerk (1)

Dies sind nur Ausschnitte aus der Geschichte Mümling-Grumbachs. Interessante Beiträge dazu finden Sie in der Jubiläums-Chronik “700 Jahre Mümling-Grumbach”

 

1)  Wikipedia, Mümling-Grumbach, Geschichte

 2) Chronik 700 Jahre Mümling-Grumbach, Beiträge Winfried Wackerfuß “Das Klosterdorf in der Herrschaft Breuberg” S.43 ff.  und  Heinz Reitz “Mümling-Grumbacher Straße 33”, S.180 ff.

3) Homepage der Ev. Kirchengemeinde Mümling-Grumbach

4) Debor, H.W. Der Dreißigjährige Krieg im Breuberger Land

Collage zum 1. Mai 2019: ALT-GRUMBACH, zusammengestellt von Ilse Schmauß, Fotos aus der Dorfchronik “700 Jahre Mümling-Grumbach”, herausgegeben 2010.